Karte des Sinai

Der Ausflug auf den Mosesberg und in das Katharinenkloster war für einige von uns ein Muss. Wir benötigten dringend Bewegung und den berühmten Sonnenaufgang vom Mosesberg wollten wir nicht verpassen. Wir entschlossen uns also dieser Nachtwanderung beizutreten. Der Spass kostete sFr 65.- und das einzige was wir zusätzlich mitnehmen mussten war ein warmer Pullover und ein Lunch, welcher wir an der Reception kurz vor der Abfahrt gratis erhielten. So weit so gut, doch es sollte anders kommen ...
Aber zuerst einmal zu denjenigen welche sich diesem Ausflug anschlossen: Michael Ahrens, Clemente Dal Magro, Patick Walter und Stefan Sommer. Alles Jungs mit ausreichend Kondition für die ein solcher Berg einem gemütlichen Sonntagsspaziergang gleichkommt. Der Ausflug fand am Sonntag dem 11.12.2002 statt, der Treffpunkt war um 21.45 bei der Reception, wo wir dann vom Reisecar in Empfang genommen wurden. Wie üblich bei solchen Touren meldeten sich unterschiedliche Gruppen an, sodass der Car zuerst noch bei anderen Hotels vorbeifahren musste, um dort die angemeldeten Personen abzuholen. Gesamthaft befanden sich am Ende etwa 10 Personen im Reisebus bevor wir den langen Weg in die Wüste Sinai antraten. In der Karte links sieht man mit Grün die Strecke eingezeichnet, welche wir mit dem Reisebus unternahmen, bis wir schliesslich beim Katharinenkloster am Fusse des Mosesberges ankamen. Die Fahrt dauerte etwa zweieinhalb Stunden. Obwohl der Reiseführer uns anriet während der Fahrt etwas zu schlafen, war dies für die meisten Insassen schlichtweg unmöglich. Obwohl

die Strasse asphaltiert war, war sie äusserst holprig. Eine Folge des starken Temperaturunterschiedes zwischen Tag und Nacht, welcher die Strasse an gewissen Stellen aufspringen lässt. Gewisse Strassenabschnitte wurden so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass an diesen Stellen gleich der gesamte Asphaltteppich entfernt wurde. Wer schlafen konnte, wurde spätestens an diesen Stellen unsanft geweckt, da anstelle des Asphalts nur noch Wüstenboden vorhanden war, welcher im Bus alles kräftig durchschüttelte. Dennoch versuchte sich jeder auf seine Weise etwas auszuruhen, um für den Aufstieg gewappnet zu sein.
Bevor der Anstieg allerdings begann, machten wir im Dorf 'St. Catherine's Village', gut 5 Busminuten vom Katharinenkloster entfernt, noch kurz eine Pause um uns zu stärken. Wir erreichten das Dorf etwa um 1.45 Uhr, und es blies ein eisiger Wind ...

Theke von 'St. Catherines Restaurant'

3/4 der Gruppe beim Ausruhen

Die 15 minütige Pause gönnten wir uns im 'St. Catherines Restaurant'. Obwohl wir die ganze Zeit über im Car waren, drang die Kälte von aussen in den Bus ein, und wir waren froh heissen Tee und etwas Kuchen serviert zu bekommen. Allerdings dachten wir zuerst, diese Verpflegung sei im Preis inbegriffen, was leider eine Fehlinterpretation war. Aber 5 Ägyptische Pfund hatte jeder von uns noch übrig und die Tatsache, dass wir wieder aufgewärmt waren, war uns dieses bisschen Geld wert.
Um 2.00 Uhr gings dann wieder ab in den Car, um endlich das letzte Fahrstück anzutreten. Als wir endlich ankamen, gabs zuerst noch eine kleine administrative Aufgabe durch den Reiseleiter zu erledigen. Jede Gruppe musste einen Namen bekommen, im Falle das etwas passieren würde, netterweise bekamen wir einen durchaus sinnvollen Namen: 'Soleil'! Das war also der Startschuss, Michi und Sommer haben die Taschenlampen bereits erhalten, und so konnten wir den Berg in Angriff nehmen. Zurzeit befanden wir uns auf etwa 1400 m.ü.M., der Gipfel des Mosesberges war auf 2250 m.ü.M., es standen also knapp 900 Höhenmeter vor uns. Eine andere Tatsache machte uns aber eher zu schaffen: der Wind. Er blies uns förmlich um die Ohren und er war verdammt eisig, schon nach kurzer Zeit mussten einige sich mit den Händen die Ohren zuhalten. Wie dem auch sei, der Weg ist das Ziel und jammern gibt es nicht. Schliesslich gab es auch noch amüsante Momente. Entlang des schmalen Serpentinenweges bewegte sich ab und zu etwas, was das wohl war? Kamele natürlich! Diejenige die den langen Marsch nicht zu Fuss machen wollten, nahmen sich einfach ein Kamel, zum Leitwesen des Fussvolkes. Kamele scheren sich nicht besonders darum wer gerade im Weg steht, wer nicht ausweicht, kommt unter die Hufe.
Nach schätzungsweise einem Kilometer kam dann fast ein Rückschlag, Herr Walter musste erbrechen. Unsere Reiseleiter gerieten gleich etwas in Aufregung, schliesslich war weit und breit keine Arztpraxis vorhanden. Aber Walter nahm sich zusammen und marschierte flott weiter. Aber es sollte nicht das letzte Mal sein, dass er sich übergeben sollte, gesamthaft vier Mal musste er erbrechen. Das 'Vorgehen' war dabei immer dasselbe. Sobald es ihm wieder schlecht wurde, drosselte er sein Tempo und übergab sich, danach trank er ein wenig und marschierte darauf in einem Höllentempo weiter, bis es ihm wieder übel wurde und er wiederum sein Tempo drosselte... Die Reiseleitung unterhielt sich währenddessen mit uns und erkundigte sich ständig ob Walter den Marsch auch durchhalten würde, was ihn mit der Zeit ziemlich nervte!
Dass der Weg zum Mosesberg eine Touristenattraktion ist, wird jedem klar der einmal diese Strecke läuft. Ständig befinden sich Kiosks am Wegrand und die schiere Anzahl Kamele wird mit der Zeit mühsam. Man beginnt sich zu fragen, ob es in der Wüste nicht doch mehr Kamele als Steine gibt.
Aber nochmals zum Wind, je höher wir kamen, desto stärker und kälter wurde er. Der Hinweis einen Pullover mitzunehmen, war eine krasse Untertreibung seitens der Reiseleitung, Winterausrüstung wäre angebrachter gewesen. Wir froren bis auf die Haut und waren froh, wenn der Wind nur ein bisschen nachliess. Nach Ende des Serpentinenweges kamen dann noch die letzten 700 Treppenstufen, und die hatten es in sich. Irgendwie konnten wir nicht einfach gemütlich laufen, noe, wir mussten das Tempo forcieren. Unsere Mägen fühlten sich auch nicht gerade besonders und mit der Zeit torkelten wir die Stufen hinauf, zwischendurch auf der Suche nach einem Windstillen Plätzchen, doch da gab es nichts dergleichen. Das Motto war: Laufen und nicht denken!


Raststätte kurz bevor Mosesberg Gipfel

Irgendwann einmal sahen wir ein Licht und Clemi motivierte die anderen, dass wir bald oben seien. Doch dem war nicht so, er sah "nur" eine kleine Raststätte, doch von der aus waren es noch 5 Minuten bis zum Gipfel. Unterdessen war es etwa 4.15 Uhr, da der Sonnenaufgang erst um 5.45 Uhr stattfand, ruhten wir uns in der Wärme dieses Häuschens etwas aus. Hauptsache es bot Schutz vor dem Wind, netterweise konnte man auch warme Getränke und etwas zu Essen kaufen: Ein kleiner Kiosk in luftiger Höhe.
Offensichtlich wusste der Kioskherr was seine Gäste nötig hatten, er verkaufte so heissen Tee, dass damit gleich die gesamte Umgebung aufgeheizt werden konnte. Besonders entdeckte Michi die Möglichkeit den Tee als Ohrwärmer zu benutzen, denn diese waren unterdessen bei uns gefühlslos geworden. In der Hütte herrschte eine seltsame Ruhe, alle waren ziemlich erschöpft vom Wetter, das da draussen stattfand. Nur Sommer war innert kürzester Zeit wieder voll motiviert die restlichen Schritte auf den Gipfel anzutreten. Und so kam es, dass wir kurz vor 5.00 Uhr die
Hütte verliessen, um nochmals eine Weile sinnlos zu frieren. Um dasGanze etwas abzurunden, wirbelte der Wind noch Sand auf, der sich in den Kleidungsstücken niederliess und der es verunmöglichte die Augen offen zuhalten. Mit der Zeit wurde es uns dann zu bunt, und wir umarmten uns und lehnten uns an eine Mauer an, um der Kälte wenigstens etwas zu trotzen. Aber langsam sahen wir wie der Horizont heller wurde und der Moment des Sonnenaufganges kam näher. Und wir waren uns einig, dass sich die ganz Schlotterei beim Anblick dieser Szenen lohnte.

Sonnenaufgang Mosesberg 5.45 Uhr

Sonnenaufgang Mosesberg 6.00 Uhr

Sonnenaufgang Mosesberg 6.15 Uhr

Aber auch der schönste Sonnenaufgang geht mal vorbei, und die Realität der Kälte holte uns wieder ein. Also noch schnell ein paar Fotos vom Gipfel aus machen und dann runter vom Berg.

3/4 der Gipfelstürmer

Top of Mosesberg

Top of Mosesberg

Sinaigebirge von Mosesberg aus

Sinaigebirge von Mosesberg aus

'Unsere' Raststätte beim nächtlichen Aufstieg

Wer jetzt aber denkt, dass von nun alles reibungslos verlief, der irrt wieder. Beim Marsch runter gab es zwei Probleme. Erstens der steinige Weg (es gab wohl niemand der sich nicht irgendwie den Fuss vertrampte) und zweitens das Knie von Michi. Besonders die 700 Treppenstufen machten ihm zu schaffen, dazu kam, dass er im Meer mit seinem kleinen Zeh ungeschickt auf einen Felsen tratt.
Bei Tageslicht wurde uns bewusst, wieviele Leute eigentlich auf dem Mosesberg waren, und all diese Menschenmenge musste wieder ins Tal. Um uns diese Schar vom Leibe zu halten, haben wir kurzerhand wieder das Tempo forciert, um möglichst viele zu überholen, was unser aller Knie nicht besonders gut bekam.

Sinai Gebirge beim Abstieg

Serpentinenweg zum Mosesberg

Treppe zum Mosesberg

Durchgang an der Front des Mosesberges

Kamele, Kamele, Kamele ...

Serpentinenweg zum Mosesberg

Es gibt übrigens zwei Wege zum Mosesberg, der, welcher wir nahmen und einen zweiten, der über eine Treppe vom Katharinenkloster aus direkt zum Mosesberg führt. Einige benutzten diesen zweiten Weg für den Abstieg (wir nicht). Was uns beim Abstieg auffiel, war die Farbe des Sandes. Diese wechselte von rot zu gelblich und dann zu grau, dementsprechend änderte auch der Farbton unserer hellen Kleidungsstücke, da der (immer noch kalte) Wind ständig den Sand aufwirbelte. Wie eben angedeutet blieb was die Temperatur angeht alles beim Alten, wir behielten daher unsere Pullis an.
Nach einem Teil des Abstieges sahen wir den Mosesberg dann in seiner ganzen Gestalt, irgendwo da oben waren wir während des Sonnenaufganges.

Blick auf den Mosesberg

Blick auf den Mosesberg

Nach dem zügigen Abstieg kamen wir wieder zum Startpunkt zurück, dem Katharinenkloster. Jetzt hiess es Pause machen und das Lunch Paket aufessen, nur: Der essbare Teil war alles andere als geniessbar und der Drink schmeckte verdächtig chemisch. Zum guten Glück konnten wir die arabischen Zeichen auf der PET nicht entziffern ...
Die Reiseleitung sammelte uns nach dem Essen ein, und wir gingen zu einem windgeschützten(!) Platz, wo uns die Geschichte von Moses aus der Sicht der Moslems und Christen erzählt wurde, und was es mit dem Katharinenkloster auf sich hat. Aber wir hatten seit über 24 Stunden nicht mehr geschlafen, und uns begann bei der Story nach kurzer Zeit das Gesicht einzuschlafen. Aber die Besichtigung des Katharinenklosters stand ja auch noch auf dem Plan. Nach der Geschichtsstunde ging es also ins Kloster, denkste! Zuerst wurde uns etwas über den Haupteingang und die Mauern des Klosters erzählt und das genau an den besagten Orten, welche natürlich nur so vom Wind heimgesucht wurden. Und Michis Knie begann wieder zu schmerzen. Irgendwann ging es dann doch noch ins Kloster und auch dort blies der Wind fröhlich weiter.

Katharinenkloster

Wieder einmal 3/4 der Gruppe

Katharinenkloster

Eingang des Katharinenklosters für Besichtigungen

In einem waren wir uns aber einig, die Besichtigung sollte so kurz wie möglich dauern, was der Reiseleiter glaub intuitiv begriffen hatte. Im Katharinenkloster selbst befindet sich der Mosesbrunnen und der Dornbusch. Im Mosesbrunnen soll Moses der Geschichte nach sein Vieh getränkt haben. Er ist der einzige Brunnen im Sinaigebirge welcher nur 11 Meter tief ist, alle anderen Brunnen sind um die 90 Meter tief. Der Brunnen ist mit Brettern zugenagelt, sodass es den Besuchern nicht möglich ist aus ihm Wasser zu trinken. Um den Dornbusch gibt es eine erstaunliche Geschichte. Dieser Busch lässt sich nirgendwo sonst anpflanzen, alle Versuche in diese Richtung sind bisher gescheitert, ebenfalls musste dieser Busch bis heute nie gewässert werden. Dies stärkt bei vielen den Glauben, dass dies tatsächlich der sagenumwobene Dornbusch ist.

Innenansicht des Klosters gleich nach Eingang

Innenansicht des Klosters links vom
Eingang der Hauptkirche

Innenansicht der Hauptkirche vom
Eingang aus

Glockenturm des Klosters

Malerei über dem Eingangsbogen der Hauptkirche

Innenansicht des Klosters

Mosesbrunnen

Dornbusch

St. Catherines Village

St. Catherines Village

Die ganze Besichtigung des Klosters war wie beabsichtigt eine kurze Angelegenheit. Am Ende besuchten wir noch das Schädelhaus, gleich neben dem Kloster. Dieses Haus wurde zum Gedenken der dahingemetzelten Mönche errichtet, als eine Horde Beduinen das Kloster einmal angriff. Im Gebäude befinden sich aufgeschüttet fast sämtliche Knochen und Schädel der ermordeten Mönche, die Überreste der anderen Mönche sind im Friedhof dahinter zu finden.
Aber jetzt war genug mit besichtigen, ab zum Car, wenn er denn da wäre. Es schien, das genau unser Reisebus nicht vorhanden gewesen wäre, und so mussten wir zum Abschluss noch in der windigen Kälte warten, business as usual. Als es dann soweit war, setzten wir uns erschöpft in die Sessel und zogen endlich die Pullis aus. Allerdings ging es immer noch nicht nach Hause. Im Dorf St. Catherines Village wurden wir noch zu einem Frühstück eingeladen, bevor wir dann die Fahrt zurück nach Sharm El-Sheikh antraten. Die Rückfahrt durch die Wüste dauerte etwas schneller, der Fahrer gab ziemlich Gas. Es galt aber das selbe wie bei der Hinfahrt: Schlafen unmöglich, wegen des Strassenzustands, daher noch ein paar Wüstenfotos von der Heimfahrt:

Wüste Sinai

Wüste Sinai

Wüste Sinai

Wüste Sinai

So, das war die Story vom Ausflug. Wir kamen etwa um 15.00 Uhr im Hotel an und lagen dannach an den Pool wie die toten Fliegen. Abends gingen wir nach dem Nachtessen um 20.00 Uhr ins Bett und schliefen 14 Stunden lang den Schlaf der Gerechten. Nach 31 Stunden wach sein und dem Erlebten hatten wir uns das warme Bett redlich verdient!
   
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